Hanky und der Tausendschläfer
Hanky ist ein Kind im Körper eines dreißigjährigen Mannes. Auf einem seiner Streifzüge durch den Wald begegnet er einem uralten Wesen, das längst keinen eigenen Körper mehr besitzt, sondern von Wirt zu Wirt springt. Hanky überlebt den Angriff dieses rätselhaften Geschöpfs. Als er begreift, wie gefährlich das Wesen für jeden Menschen ist, nimmt er den Kampf auf. Er tritt gegen einen Gegner an, der seit Jahrhunderten, unsichtbar wie ein Dämon, seine Opfer bestialisch meuchelt.
Textauszug
Unter dem Humus war es warm und feucht.
Hier war noch nichts vom Herbst und dem nahenden Winter zu
bemerken. Es wäre ihm auch egal gewesen. Er spürte
nichts davon. Er verspürte nur zwei Gefühle: Hunger
und Rachsucht. Das war bei ihm gleichzusetzen mit
purer Mordlust. Aber er musste warten. Das wenige Blut,
das vermischt mit der Feuchtigkeit des Bodens zu ihm
heruntergedrungen war, reichte gerade aus, um ihn zu
wecken. Nun musste er warten. Warten auf einen Transportkörper.
Warten auf ein ausreichend großes Tier, auf
das er überwechseln konnte. Obwohl er ungeduldig war,
wusste er, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis
er aus seiner Gefangenschaft befreit war. Der Ärger kehrte
langsam zurück. Der Ärger, damals überrumpelt worden
zu sein. Sein Gastkörper war erschossen worden und
gestorben, bevor er in einen anderen Körper schlüpfen
konnte. Das hatte ihn betäubt, und bevor er sichs versah,
war er im Waldboden verscharrt worden. Das Sterben des
Wirtskörpers hatte ihn so geschwächt, dass er ausruhen
musste. Schließlich war er so schwach geworden, dass er
eingeschlafen war. Er hatte lange geschlafen, wie schon so
oft. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wie oft. Immer
wieder hatte sich das Schicksal gegen ihn gewandt. Aber
immer wieder hatte er es geschafft, zurückzukommen.
Und jedes Mal hatte er sich gerächt. Grausam gerächt. Die
Menschen begannen ihn als Dämon zu betrachten und
erzählten sich Geschichten über seine Taten. Manchmal
hatte er sich unbemerkt unter sie gemischt und hatte
zugehört. Er fühlte sich den Menschen weit überlegen
und betrachtete sie voller Verachtung. Doch er war etwas
völlig anderes als ein Dämon.